https://www.youtube.com/watch?v=Q62PS9Oq9hE
Vor ein paar Minuten ist in Chemnitz das #wirsindmehr Konzert zu Ende gegangen. Unter anderem hatten sich K.I.Z., Feine Sahne Fischfilet, Kraftklub und die Toten Hosen für dieses OpenAir Konzert bereiterklärt, nachdem in der vorangegangenen Woche ein Deutscher von zwei Migranten erstochen wurde und daraufhin gut organisierte Protestkundgebungen von Rechten und Neonazis die Republik in aufgescheucht hatten.
Es wurde bereits viel über #Chemnitz geschrieben und hitzig debattiert. Hat es wirklich Menschenjagden gegeben? Welche Rolle spielt die AfD? Sind die Sachsen mehrheitlich tolerant gegenüber rechtsextremen Gedankengut? Muss man die Sorgen der besorgten Bürger ernst nehmen und jetzt besser zuhören? Müssen die Grenzen jetzt wirklich dicht gemacht werden? Oder ist jetzt auch der letzte wachgeworden, um zu merken, dass der Rechtsruck zu weit geht? Ist der Rechtsstaat überfordert?
Die sozialen Netzwerke überschlagen sich .
Von Christinnen und Christen habe ich ehrlich gesagt nicht viel wahrgenommen. Tauchen wir einmal wieder ab? Haben wir hier denn nichts zu sagen? Oh doch.
So manche wichtige Dinge hätten wir zu sagen.
Die christliche Glaubenstradition hat die Ebenbildhaftigkeit Gottes als unverrückbaren Wert. Jeder Mensch ist von Gott geliebt und daher wertvoll. Besonders in der Schriften von Paulus wird deutlich, dass für Christen die Zugehörigkeit zu einem Volk dahingehend überwunden wird, als dass ein übergeordnetes Menschsein in Christus in den Mittelpunkt gerückt wird.
Das sind extrem starke Punkte, die Christinnen und Christen sprachfähig machen sollten.
In einigen Videos, die von dem von der rechtsextremen Organisation Pro Chemnitz angemeldeten Demonstrationszug geschossen wurden, sind folgende Sätze zu hören:
„Für jeden toten Deutschen, einen Toten Ausländer“
„Zecken“
„Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“
„Wir kriegen euch alle“.
„Wir sind die Fans – Adolf Hitler Hooligans.“
Es ist nicht schwer, den Widerspruch zu christlichen Botschaft deutlich zu machen. Aber das müssen wir.
Zurück zum heutigen Konzert.
Ich bin ein ausgesprochener Fan der Toten Hosen. Sie sind ein weiterer Grund, warum ich stolzer Düsseldorfer bin. Sie nehmen kein Blatt vor den Mund und reden Klartext gegen Rassismus und Faschismus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass gerade diese Band bei Konzerten gegen Rechts auftritt. Songs wie „Sascha“ oder „Willkommen in Deutschland“ haben Kultstatus.
Was mich nachdenklich macht ist die Frage, wo eigentlich die christlichen Hymnen sind, die sich gegen Rassismus, Gewalt und Hass wenden? In welchen frommen Pop-Songs wird für Toleranz, Gastfreundschaft und Annahme der Fremden, Nächstenliebe und Versöhnung gegrölt?
Liebe Musizierende, die ihr euch dem christlichen Glauben verbunden fühlt – wie wäre es? Ich habe mitbekommen, dass es zum Beispiel in Köln immer mal wieder öffentliche OpenAir-Konzerte von christlichen Bands gibt. Das ist sicher nett. Aber haben wir Christinnen und Christen inhaltlich den Riecher für die Themen unserer Zeit?
Welche christlichen Kunstschaffenden sind so sehr am Puls der Zeit, dass sie zu einem Abend wie #wirsindmehr eingeladen werden würden? Warum kommen von uns nicht die Hymnen gegen Rechtsaußen? Warum können wir nicht die Worte finden, die Deutschland jetzt braucht?
Wie wärs, schreibt doch mal wieder was.
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