Wir alle haben unsere religiöse Prägung. Sie ist für mich wie ein WG-Mitbewohner, der von Zeit zu Zeit tierisch auf die Nerven geht. In Anlehnung an Pastrix möchte ich meine religiöse Prägung einmal Francis nennen und den Leser mitnehmen in meine unaufgeräumte Männer WG. In einer früheren Episode (es wird S03E15 gewesen sein…) kam es zu folgendem Streit:
Ich: Ich habe ein Mädchen kennengelernt und hab mich Hals über Kopf in sie verliebt. Aber hier ist das Problem, sie sieht das Predigen als eine ihrer großen Gaben und Leidenschaften an. Da hab ich ihr erzählt, dass in meiner Gemeinde keine Frauen predigen dürfen, weil das in der Bibel so gefordert wird. Sie fragte mich dann, was ich dazu denken würde. Das ist echt nicht so einfach. Die Bibel ist schon recht eindeutig in dieser Frage. Da sagt Paulus, dass die „Frau in der Gemeinde schweige“. Sie soll nicht lehren und auch nicht über den Mann herrschen.
Francis: Das ist der Punkt, die Bibel ist an dieser Stelle ganz klar. Was denkst du, sollten Christen dem Wort Gottes gehorchen?
Ich: Ja, schon. Aber es gibt eben auch viele Gemeinden, die das mit den Frauen mittlerweile anders sehen und verschiedene Predigerinnen scheinen wirklich zum Segen für andere Menschen zu sein. Was ist dann damit?
Francis: Natürlich kann Gott in seiner Gnade auch immer dort segnen, so Christen vom Weg abkommen. Gott kann auf krummen Zeilen gerade schreiben. Aber wir sollten Gott nicht versuchen. Wir können uns nicht bewusst gegen Gottes Willen stellen. Sicher gibt es Gemeinden, die die Bibel nach ihren eigenen Wünschen umdeuten und sie so auslegen, wie es ihnen passt. Das ist ein Zeichen der Endzeit, dann werden die Menschen nicht mehr die gesunde Lehre hören wollen, sondern werden sich Lehrer suchen, die ihnen eine Botschaft predigen, die ihnen in den Ohren kitzelt.
Ich: Aber dieses Mädel hat mir erzählt, dass sie sehr darunter gelitten hat, dass man ihr verboten hat, ihre Gaben in der Gemeinde auszuleben. Das kann doch auch nicht richtig sein!
Francis: Gott hat uns in seinem Wort klare Anweisungen gegeben, die letztlich zu unserem Segen dienen, wenn wir sie konsequent und kompromisslos befolgen. Vielleicht kann diese Frau das noch nicht sehen, vielleicht hat sie aber auch schon von dem Gift der Emanzipation getrunken. Natürlich kann es sein, dass sie eine Gabe zum Predigen hat. Aber dann ist es ihre Aufgabe, Gott dadurch zu verherrlichen, dass sie diese Gabe als wohlgefälliges Opfer nicht auslebt und Gottes Wort dadurch gehorsam ist.
Ich: Aber wozu soll das gut sein, warum können Männer und Frauen nicht gleichberechtigt werden?
Francis: Paulus begründet das sehr gut wenn er sagt, dass Eva von der Schlange verführt wurde, nicht Adam. Es ist Teil von Gottes guter Schöpfungsordnung, dass der Mann das liebende Haupt sein soll. Frauen dagegen sollen sich unterordnen, sie sind das schwache Geschlecht. Das sind alles völlig klare Aussagen, das Wort Gottes ist hier eindeutig. Oder meinst du, dass wir den Text so nicht richtig ausgelegt haben. Ich lass mich da gerne korrigieren, aber nur anhand des Wortes Gottes.
Ich: Nein, nein. Ich denke schon, dass du im Grunde das sagst, was da steht. Aber es fühlt sich nicht gut an. Ich gönne dieser Frau von Herzen, dass sie erlebt, wie durch ihre Predigten Menschen berührt werden und Gott leben verändert. Das scheint richtig zu sein. Ihr aber zu sagen, dass sie schweigen soll und dass sie daher quasi ein Christ in zweiter Reihe sein muss, das ist doch verletzend. Wie kann das in Gottes Sinn sein?
Francis: Hier ist dein Problem: Du stellst deine Gefühle nicht unter Gottes Wort. Zuerst kommt der Gehorsam gegenüber Gottes Wort, bedenke, unser Herz ist verdorben. Glaubst du, dass dein sündiges Herz die Dinge besser beurteilen kann, als Gottes Wort? Vertraue auf Gott, stütze dich nicht auf deinen Verstand.
Ich: Ich merke, dass sich mir gerade alles zuschnürt. Mir fällt gerade kein gutes Argument ein, dass ich dir entgegenhalten kann. Du hast die Bibel auf deiner Seite, du hast offenbar recht. Aber mir geht es sau mies dabei. Das alles hört sich furchtbar an und mir dreht sich dabei der Magen um. Es kostet mich ganz viel Kraft, das einfach zu unterdrücken und runterzuschlucken. Ich spüre, dass trotz deiner Bibelstellen und Argumente hier etwas nicht stimmt.
Francis: Vorsicht, der Satan geht herum und sieht, wenn er verführen kann. Lass dich nicht von ihm vom guten Weg abbringen. Viele viele fängt er mit seinen schlauen Gedanken und Winkelzügen. Er verstellt sich als Engel des Lichts, dann hört sich das alles zunächst ganz toll und wunderbar an. Aber sein Weg führt ins Verderben. Das Wort Gottes bleibt fest und unumstößlich. Daran müssen wir festhalten und treu bleiben, auch wenn es schwer fällt. Für Jesus war es auch nicht einfach, Gott zu gehorchen.
Ich: Ich weiß das ja alles. Und ich glaube ja an die Bibel und versuche von Herzen Gott gehorsam zu sein, ich gebe mein Bestes, um treu Jesus nachzufolgen. Aber trotzdem geht es mir damit nicht gut. Ich frage mich, wie diese Predigerinnen das alles sehen. Sind die so dreist und streichen einfach aus der Bibel heraus, was ihnen nicht passt? Müssten die dann nicht ein furchtbar schlechtes Gewissen haben? Das ist so verdreht, ich selber fühle mich schlecht, obwohl ich dem Wort treu bin. Aber die anderen scheinen viel mehr im Reinen mit ihrem Glauben zu sein.
Francis: Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Wenn man Gottes Wort missachtet und den schmalen Weg verlässt, dann wird das Spuren in dir hinterlassen. Die Bibel spricht davon, dass Menschen ihr Gewissen brandmarken können. Dann wirst du unempfänglich für Gottes Reden und glaubst, alles ist in Ordnung, obwohl du völlig auf dem falschen Weg bist.
Ich: Hier ist die Sache. Vielleicht mache ich dann jetzt den größten Fehler in meinem Leben. Aber ich habe das Gefühl, dass es an diesem anderen Ort Leben gibt. Mein Inneres geht hier vor die Hunde, ich fühle mich eingeengt, es saugt alles Leben aus mir heraus. Ich kann dir keine Argumente entgegen halten. Aber ich will dahin, wo das Leben ist. Ich habe keine Antworten. Jedenfalls noch nicht. Aber ich will mir zumindest anhören, was andere zu sagen haben, denen ich abnehme, dass sie ein wenig mehr vom Leben in sich tragen.
Francis: Dann wirst du alles verlieren. Viele haben sich schon vor dir vom Wort Gottes angewendet und sind menschlichen Fabeln nachgelaufen. Sie sind alle in der Irre verendet und keiner von ihnen ist wieder gekommen. Wenn du einmal anfängst, die Frage zuzulassen, „sollte Gott wirklich gesagt haben“, dann wirst du nicht wieder aufhören können. Dann wirst du alles in Frage stellen und am Ende wird sich dein Glaube ins Nichts auflösen. Du wirst keine Antworten finden, sondern immer nur neue Fragen. Du wirst keine Wegweisung und Leitung mehr durch Gottes Wort erfahren können, du wirst im Relativismus enden. Dann wird auf einmal alles egal sein, und ein jeder wird das tun, was recht in seinen Augen ist. Und irgendwann wirst du ganz weg vom Fenster sein. Guck sie dir doch an, die liberalen Christen, völlig lau. Wusstest du, dass die meisten Christen in der Landeskirche nur auf dem Papier Mitglieder sind. Die glauben alle gar nicht mehr, gehen nicht mehr zum Gottesdienst und sind nur noch aus Tradition Christen. Namenschristen. Da wirst du landen, und wenn du mal Kinder hast, werden die auch dort landen. Wenn du jetzt diesen Weg gehst, dann gibt es kein Zurück.
Ich: Ich will nicht drum herum reden. Wenn du sagst, ich würde auf die Stimme des Teufels hören, weil ich neugierig bin, dann tut mir das weh. Ich will auf keine Abwege gehen. Aber hier bleiben kann ich nicht. Ich glaube, dass ich dieses Mädel liebe. Ich muss dem zumindest eine Chance geben.
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