Gebet – Teil 4

Worte

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Zugegeben, ich war das Arbeiten auch nicht so gewöhnt. Aber mein Vorarbeitern bei diesem lausig bezahlten Ferienjob, ein kleiner knirschiger Motzki, hat es wirklich übertrieben. Er hat mich grundsätzlich angeschrieen und rumposaunt, dass ich es alles falsch gemacht hatte. Dann erst hat er sich angesehen, was ich gemacht hatte. Nach einer Zeit hat mich das aus dem Konzept gebracht und in mir wuchs jedesmal ein blödes Gefühl, wenn ich den Typ in seinem Gabelstapler um die Ecke fahren gesehen hatte. Einmal hatte er einen Haufen von 20 Metallstangen aufgegabelt und wollte nun, dass ich sie zählte. Erst hatte ich ihn nicht verstanden (der Motor lief und sein gebrochenes Deutsch…). Da hatte er den Kaffee schon wieder auf und schnauzte rum:

Selbst dazu bist du zu doof. Was soll aus dir einmal werden?“

„Naja, ich will Abitur machen.“

Du? Ich lach mich kaputt. Das wirst du niemals schaffen.“

Drei Jahre später hatte ich mein Abitur. Und ich weiß noch, dass ich auf der Rückfahrt der Übergabefeier überlegte, diesem verbitterten alten Gabelstaplerfahrer mein Zeugnis unter die Nase zu reiben…

Heute lache ich drüber. Vor allem über mich, weil ich mich teilweise richtig dämlich angestellt hatte.  Und doch wundere ich mich, dass diese Worte so lange nachgehallt sind. Worte haben eine unglaubliche Kraft.

Mittlerweile kenne ich viele Menschen, die mir ähnliche Geschichten erzählen. Vorzugsweise aus der Schule. Um die negative Kraft von Worten wissen wir alle gut bescheid.

Aber ich kenne auch andere Geschichten über Worte.

Ein Freund, dem meine Texte gut gefallen hatten.

Ein anderer, der ein Talent für Instrumente bemerkte.

Eine Professorin, die nach einer eher mittelmäßigen Abschlussprüfung meinte, ich sollte mich mehr anstrengen und wenigstens Schulleiter werden.

Ein Ausbilderin, die sich sicher war, ich würde ein guter Lehrer werden.

Eine Vorgesetzte, die in mir einen geborenen Leiter gesehen hat.

Solche Worte verfolgen mich in einem anderen Sinn. Sie treiben mich an ohne mich zu hetzen. Sie fordern mich nicht heraus, etwas beweisen zu müssen. Sie motivieren mich aber ungemein, mich weiterzuentwickeln und mein Bestes zu geben. Solche Worte tun gut, wir sagen manchmal, sie sind Balsam für unsere Seelen.

Das ganze kann dadurch verstärkt werden, wenn Worte von einer Gruppe von Menschen mitgetragen werden. Wird eine Person zu einem Sprachrohr einer Gruppe, die sich dann zu dem gesagten bekennt, dann bekommen solche Worte eine noch größere Kraft. Manchmal hat man das Gefühl, dass solche Momente irgendwie transzendent sein können. Spirituell.

Im Grunde können solche Momente eine Vorstellung von dem geben, was Gebet sein kann. Zur Zeit von Jesus hat es im jüdischen Gottesdienst liturgische Gebete gegeben. Ein Vorbeter (der Chasan) hat die Gebete gesprochen und die Gemeinde hat das Gesagte mit einem „Amen“ bestätigt. Amen heißt soviel wie „Ja, so ist es“ oder „Ja, so soll es sein“. Gebet war also vor allem eine gemeinschaftliche Sache, die Gebete wurden laut ausgesprochen. Diese spirituelle Praxis wurde von den Christen übernommen und wird bis heute praktiziert.

Gebet schafft somit einen Raum. Sie eröffnet eine Sphäre, in der das gesagte wahr und Realität wird. Jesus hat das mit folgenden Worten beschrieben:

„Und noch etwas sage ich euch: Wenn zwei von euch hier auf der Erde darin eins werden, um etwas zu bitten – was immer es auch sei–, dann wird es ihnen von meinem Vater im Himmel gegeben werden. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte.“

– Matthäus 18

Gebet ist mehr als Gruppendynamik, Synergie und Psychologie. Aber diese Phänomene kommen am nächsten an das, was Gebet ist. Aber Gebet ist mehr, denn beim Gebet ist Gott in besonderer Weise präsent. Deswegen ist es vielleicht schwierig, über Gebet zu schreiben. Gebet sollte praktiziert werden.

Aber vielleicht kann folgender Bibeltext einen kleinen Eindruck davon geben, was beim Gebet passieren kann. Es geht um einen Brief aus dem Neuen Testament, der von Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki geschrieben wurde. In seiner Einleitung beschreibt er sein Gebet für diese Gemeinschaft. Man denke sich nun, wie dieser Brief von einem Boten überbracht wurde und dann laut vor der versammelten Gruppe gelesen wurde. Stelle dir vor, du wärest Teil dieser Gemeinschaft gewesen und der folgende Text würde nun laut verlesen. Was macht dieses Gebet von Paulus mit dir?

Paulus, Silvanus und Timotheus an die Gemeinde in Thessalonich. Euch allen, die ihr Gott, dem Vater, und Jesus Christus, dem Herrn, gehört, wünschen wir Gnade und Frieden.  Es vergeht kein Tag, an dem wir Gott nicht für euch alle danken. Jedes Mal, wenn wir im Gebet vor ihm, unserem Vater, für euch einstehen, erinnern wir uns daran, wie entschieden ihr euren Glauben in die Tat umsetzt, zu welch unermüdlichem Einsatz ihr aus Liebe bereit seid und wie standhaft euch die Hoffnung macht, dass Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt. Ja, Geschwister, ihr seid von Gott geliebt; wir wissen, dass er euch erwählt hat. Das wurde schon damals deutlich, als wir euch das Evangelium verkündeten: Gott redete nicht nur durch unsere Worte zu euch, sondern auch durch das machtvolle Wirken des Heiligen Geistes und durch die große Zuversicht, die uns erfüllte, sowie überhaupt durch unser ganzes Verhalten euch gegenüber, das euch zeigte, dass es uns um euch ging und nicht um uns selbst. Und ihr habt das Evangelium auch wirklich angenommen, obwohl ihr schweren Anfeindungen ausgesetzt wart, und habt diese mit einer Freude ertragen, wie nur der Heilige Geist sie schenken kann. Damit seid ihr unserem Beispiel und dem Beispiel des Herrn gefolgt und seid selbst zu einem Vorbild für alle Gläubigen in ´den Provinzen` Mazedonien und Achaia geworden. Ja, von eurer Gemeinde aus hat sich die Botschaft des Herrn in ganz Mazedonien und Achaia verbreitet, und nicht nur dort: Es gibt inzwischen kaum noch einen Ort, wo man nicht von eurem Glauben an Gott gehört hätte. Wir brauchen gar nichts mehr darüber zu sagen; überall redet man davon, was für eine Wirkung unser Besuch bei euch gehabt hat. Die Leute erzählen, wie ihr euch von den Götzen abgewandt und dem lebendigen und wahren Gott zugewandt habt, um ihm zu dienen und auf seinen Sohn zu warten, der vom Himmel zurückkommen wird – auf Jesus, den er von den Toten auferweckt hat und der uns vor dem kommenden Gericht rettet.

– 1.Thessalonicher 1

 

von Jason


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