Braucht Gott Therapie?

Eine Auseinandersetzung mit der Sühnetheologie

Warum musste Jesus sterben? Das ist eine Frage, die sich mir als Christ eigentlich nie stellte. Der Grund war, dass ich glaubte, dass es nur eine Antwort auf diese Frage geben: Jesus starb am Kreuz, weil er dort für meine Sünde bestraft wurde. Da eine gerechter Gott Sünde nicht einfach tolerieren kann, muss Sünde bestraft werden. Da Gott aber sowohl gerecht als auch Liebe ist, nimmt er die Bestrafung der Sünde selber auf sich, indem er in Jesus Mensch wird und am Kreuz die Strafe für meine Sünde stellvertretend erleidet, so dass ich frei ausgehen kann – so ich dieses Werk im Glauben annehme, meine Schuld bekenne, bereue und in der Kraft des Heiligen Geistes ein neuer Mensch werden.

Das lernt eigentlich jedes Kind christlicher Eltern im Kindergottesdienst (wurde in meinem Fall Sonntagschule genannt). Als ich im Zuge meines Studiums ein Buch in die Hand bekam, in dem der Tod Jesu anders gedeutet wurde, war es für mich immer noch unvorstellbar, dass es eine andere Art gibt, den Tod Jesu zu verstehen. Später lernte ich dann, dass mein bisheriges Verständnis des Todes Jesu eine von vielen Theorien über den Tod Jesu ist, die man Stellvertretende Strafübernahme (engl. Penal Substitution) nennt. Und ich lernte, dass diese Theorie keinesfalls unproblematisch ist. Im Folgenden möchte ich einige Knackpunkte aufzeigen.

Als nach dem Amoklauf in Winnenden ein Angehöriger eines der Opfer zur Anklage des Vaters des Amokschützen befragt wurde, äußerte dieser sein Desinteresse an der Verhandlung. Auch wenn der Vater hart bestraft würde, so würde dies das geschehene Leid nicht wieder gut machen und die Opfer würden dadurch nicht wieder lebendig. Natürlich wird es andere geben, die gerade an diese Verurteilung ihre Hoffnung auf Erleichterung hängen. Aber die Frage bleibt, ob Rache an sich ein Ansatz sein kann, der überhaupt zu Heilung und Wiederherstellung führt. Ist Rache nicht ein Gefühlsstadium, was überwunden werden sollte, um zur Vergebung zu gelangen? Frist Rache den Rächer nicht auf und kann daher niemals zur Ruhe leiten? Das Problem an Rache ist, dass sie mit den selben Mitteln arbeitet, wie das Verbrechen – Rache ist Gewalt. Rache bringt neues Leid in die Welt, aber es kann geschehenes Leid nicht wieder gut machen.

Versteht man nun den Kreuzestod als einen Akt der göttlichen Rache oder Strafe, so greift dasselbe Prinzip. Das Kreuz vergrößert das Leid, es mindert nichts. Das Kreuz hilft damit lediglich Gott, der „Dampf“ ablassen kann. Hier stellt sich aber die Frage, ob Gottes Zorn nicht unersättlich ist? Viele Anhänger der Sühnetheologie verbinden ihre Lehre mit einer ewigen Höllenstrafe als gerechtes Urteil Gottes über die Sünde der Menschen. Kann es sein, dass auch Gott durch Rache keine Genugtuung empfinden kann, so dass sein Zorn über die Sünde des Menschen niemals besänftigt werden kann?

Nun wird behauptet, dass Jesu Opfer am Kreuz für Gottes Zorn ausreichend gewesen war. Das schafft weitere Probleme: Warum zürnt er dann noch über die Ungläubigen? Calvinisten reden ja von der „beschränkten Sühne“, soll heißen, Jesus starb nur für die erwählten Gläubigen. Auf allen anderen ruht Gottes Zorn. Erwählung (Prädestination) ist ein anderes Thema, allerdings bleibt auch hier die Frage, wie die drei Stunden am Kreuz zur Besänftigung des Zornes Gottes für die Gläubigen ausreichen kann, wenn doch Gottes Zorn ansonsten in Ewigkeit nicht zu besänftigen ist? Die Katholische Kirche hat daher das Purgatorium (Fegefeuer) als Erklärung herangezogen. Demnach werden Sünden nur über einen begrenzten Zeitraum bestraft, bis der Gerechtigkeit genüge getan ist und Gottes Zorn abgeklungen ist.  Aber auch hier gibt es keine Erklärung, inwiefern Rache Wiederherstellung schafft.

Es stellt sich vor allem die Frage, was für eine Art Vergebung der Sühnetheologie zugrunde liegt. Angenommen, mein Sohn begeht eine Dummheit, sieht es ein und entschuldigt sich. Dann gehe ich doch nicht hin und sage ihm: „Ich kann dir nur vergeben, wenn jemand anderes dafür stirbt – und wenn ich mich selber umbringen muss“. Hier wird Gott schnell zu einem Psychopaten, dem es um krankhafte Rachegelüste und Gewalt geht –  er muss sich abreagieren.  Gottes Zorn hat hier keinen Sinn, es scheint eher so, als würde Gott mit seinen Emotionen nicht zurecht kommen und muss daher strafen. Und es scheint beliebig, wer bestraft wird. Tony Jones formuliert es so: Gott braucht eine Therapie. Der Gott, von dem Jesus erzählt ist anders. Als der verlorene Sohn nach Hause kam, da nahm der Vater ihn in den Arm und feierte – er suchte nicht nach einem Unschuldigen, den er zum abreagieren töten könnte.

Sünde ist mehr als ein privater Konflikt mit Gott

Die Stellvertretende Sühne sieht das Problem der Sünde vor allem im Bezug auf die Ehre Gottes, die durch die Sünde in den Schmutz gezogen wird. Durch die Stellvertretende Sühne rettet Gott nun seine Ehre und kann ohne seine gerechten Maßstäbe zu verletzen, den Menschen begnadigen. Er läuft Gefahr, sein Gesicht zu verlieren. Aber ist Gott der einzige, der durch die Sünde seiner Ehre und Würde beraubt wird? Das Kreuz schafft laut Sühnetheologie für Gott Genugtuung und besänftigt seinen Zorn, dies wird als Rettung (vor Gottes Gericht) verstanden. Aber was ist mit den anderen Opfern der Geschichte?

Wir Menschen haben durch Sühne jedenfalls keine Möglichkeit, den unmittelbaren Auswirkungen der Sünde zu begegnen. Gott straft uns laut Sühnetheologie nicht mehr, so wir denn das Werk Christi annehmen, aber wir strafen und zerstören uns immer noch selber. Gott mag zufrieden gestellt sein (was problematisch ist), aber wir Menschen sind vom Kreuz nicht direkt betroffen, uns wurde dadurch nicht geholfen. Der Denkfehler liegt meiner Meinung nach darin, Sünde eindimensional zu verstehen.

Sühnetheologie sieht Sünde letztlich nur als Problem zwischen Gott und Mensch. Die anderen Beziehungsebenen werden aber ebenfalls betroffen. Sünde zerstört Beziehungen zwischen Menschen untereinander, zwischen Mensch und Natur und auch die Beziehung mit sich selber ist gestört. Das Kreuz ist eigentlich Gottes Rettungsplan für die Menschheit, aber die Sühnetheologie lässt Gott hier vielmehr mit sich selbst beschäftigt sein – so dass er scheinbar nicht in der Lage ist, die Welt zu retten.

Im modernen Strafrecht hat Strafe keinen Rachecharakter, sondern hat immer einen pädagogischen Zweck. Einerseits soll der Täter durch verschiedene Strafmaßnahmen (z.B. Freiheitsentzug) zu einem Leben ohne Straftaten erzogen werden andererseits soll die Allgemeinheit vor weiteren Straftaten geschützt werden. Das Verständnis von Strafe, das der Sühnetheologie zugrunde liegt, hat ihren einzigen Sinn darin, Gottes Gerechtigkeitsempfinden oder seinen Zorn zu befriedigen. In der Sühnetheologie geht es nicht um Wiederherstellung der gefallenen Schöpfung. 

Was schafft die Stellvertretende Sühne nun Gutes? Wird nicht zu dem Leid, was die Sünde ohnehin schon anrichtet, noch mehr Leid hinzugefügt (dadurch, dass Jesus als ein Unbeteiligter und Unschuldiger bestraft wird)? Hat Gott dadurch sein Gesicht wirklich gewahrt? Finden wir am Kreuz nicht eher einen heruntergekommenen Gott, der eben nicht  zurückschlägt, der in das menschliche Leid kommt, es aushält, es im vollen Umfang schmeckt und anstelle von gewalttätiger Rache sagt: „Vater, vergibt ihnen“? Ist es nicht der Gott, der die andere Wange hinhält und so eben auf sein Recht auf Rache verzichtet? Wird Gott nicht gerade dadurch sein Gesicht wahren? 

Was versteht Gott unter Gerechtigkeit?

Fraglich ist auch das Verständnis von Gerechtigkeit. Wie kann es gerecht sein, dass Gott nicht die Schuldigen zur Rechenschaft zieht, sondern Jesus den Unschuldigen? Angenommen, ein Unschuldiger deckt einen Straftäter und nimmt so seine Strafe auf sich, so ist der Gerechtigkeit doch nicht genüge getan. Erst wenn der Schuldige bestraft wurde, kann man von Gerechtigkeit reden. Nebenbei: Im Judentum wurde Vergebung nicht unbedingt an ein unschuldiges Opfer geknüpft. Vergebung wurde von Gott immer durch Reue/Buße und Sündenbekenntnis ermöglicht (vgl. 1.Joh 1,9). Nur so konnten die Juden über Jahrhunderte hinweg ihre Religion weiter ausüben. Denn im Exil hatten sie keine Möglichkeit zu opfern (Opfer waren nur im Tempel erlaubt). Beispielhaft sie Gottes Vergebung für Ninive genannt. Hier vergibt Gott, weil die Bewohner von Ninive sich reumütig zeigen (vgl.Jona 3,5ff.).

Oft wird die stellvertretende Sühne aber gerade mit dem Hinweis auf die Gerechtigkeit begründet. Die Polarität sieht wie folgt aus: Wenn Gott Sünde nicht richten würde, sondern einfach allen vergeben würde, dann würde die Bosheit der Welt siegen. Dann würde nicht für Gerechtigkeit gesorgt, die Opfer der Geschichte würden leer ausgehen, ihnen würde keine Gerechtigkeit widerfahren. Dem Bösen würde nicht Einhalt geboten und letztlich würde es keinen Unterschied machen, ob man sich bemüht hat, das Gute zu tun. Und dieses Argument trifft den Punkt: Gott muss an einem Punkt der Geschichte die Bosheit in der Welt stoppen, für Gerechtigkeit sorgen und Sünde beim Namen nennen.

Aber hier liegt die crux: Solange ein Mensch sich auf das Opfer Jesu beruft, wird ihm nichts passieren. Er muss keine Strafe befürchten. Man stelle sich vor, jeder Mensch würde dem Gericht Gottes entgehen, weil alle Christen geworden sind und Gott ihnen vergibt (sprich, weil sein Zorn Jesus getroffen hat). Wie soll man sich dann das erste Treffen in Gottes neuer Welt vorstellen? Dann trifft ein Hitler auf viele jüdische Holocaustopfer. Und dann liegt man sich in den Armen, tut als wäre nichts gewesen, denn Jesus hat ja für alle Sünden bezahlt? Wo bleibt denn für die Opfer der Menschheitsgeschichte eine Chance auf Genugtuung, auf Gerechtigkeit, auf Heilung?

In diesem Sinn stelle ich in Frage, dass Jesu Opfer die Sünde hinwegnehmen kann. Das kann vielleicht in Bezug auf Gott so sein, allerdings ist unklar, inwiefern eine Sühnetod Versöhnung unter den Menschen schaffen kann. Denn zur Versöhnung gehört mehr. Es gehört dazu, dass Sünde beim Namen genannt wird, die Opfer rehabilitiert werden und die Täter um Vergebung bitten müssen. Erst dann kann Gnade walten, erst dann kann man vergeben. Vielleicht liegt hier sogar eine tiefe Gefahr in der Stellvertretenden Sühnetheologie: Wenn Opfer gedrängt werden, den (christlichen) Tätern ohne Aussicht auf Rehabilitation und Gerechtigkeit unbehelligt zu lassen, dann wird die Verletzung unterdrückt und der Schmerz kleingeredet. Oder anders ausgedrückt: Missbrauch wird legitimiert, die Täter geschützt und den Opfern ein Maulkorb verpasst.

Nein, Gerechtigkeit muss mehr sein. Sünde muss beim Namen genannt werden und Gott muss zwischen uns Menschen Frieden schaffen. Versöhnung muss über einen Racheakt Gottes hinausgehen, ansonsten ist Gemeinschaft nicht möglich.

Das Kreuz muss anders verstanden werden. Es geht um einen Gott, der in seiner Heiligkeit Mensch wird und bewusst mit Sünde in Kontakt kommt (eine weitere Prämisse der Sühnetheologie ist ja, dass Gott Sünde nicht ertragen kann und sich von ihr distanzieren muss). Gott tritt in Jesus in die Zerbrochenheit der Welt und umarmt die Menschheit in ihrer Sünde. Diese Umarmung kostet Gott alles und zeigt uns, dass es in der Gegenwart Gottes Heilung, Wiederherstellung und Vergebung gibt. Gott nimmt die Schuld auf sich, er trägt sie, er stirbt für sie – aber nicht um seinen Zorn zu besänftigen, sondern um uns nahe zu sein. Der Kreuzestod ist ein stellvertretender Tod, denn Jesus kommt uns so nahe, er nimmt unsere Stelle ein. Er solidarisiert sich mit Sündern, wird einer von ihnen – ohne dabei selber zu sündigen. Nur dadurch, dass Jesus in die Tiefe der menschlichen Sünde eingestiegen ist „in Gleichgestalt der Sünde“ und auf Rache verzichtet hat, können wir es wagen, Gott nahe zu kommen.

Was ist damit die Botschaft vom Kreuz für uns?

Das Kreuz ist kein Aufruf zur Maulkorb-Theologie: Jesus hat sich misshandeln lassen, also muss du das auch tun. Das Kreuz ruft nicht zur Passivität gegen Gewalt, es ruft zur Aktivität. Wer zur Zeit Jesu gegen die Ungerechtigkeit der römischen Welt nicht vorging, würde niemals an einem Kreuz enden. Das Kreuz ist die Reaktion des Imperiums auf Aktivisten. Jesus war ein Aktivist, allerdings waren seine Waffen gute Werke mit großer Liebe. Die Geschichte von Jesus aus Nazareth zeigt uns einen Weg, wie wir die Antwort auf die Bosheit der Welt werden können: Wir müssen Aktivisten, ja Extremisten der Nächstenliebe werden. Menschen, die nicht um Gott zu besänftigen, sondern aus Dankbarkeit gegenüber Gott gegen das Böse vorgehen, indem sie wie Jesus den Menschen in seiner Sünde umarmen, auch wenn dies alles kostet. Am Kreuz stellte sich die Frage, was größer sein würde: Gottes Liebe für die Menschheit, oder das Böse in der Welt. Jesus erlebte am Kreuz die Dunkelheit der menschlichen Existenz. Er erlebte Verrat, Hass, Gewalt und Ungerechtigkeit. Am Kreuz hat sich Jesus auf die Dunkelheit eingelassen – und hat sie überwunden. Denn drei Tage später ist er auferstanden. Die Auferstehung macht also deutlich, dass alle Waffen der Dunkelheit – Verrat, Gewalt, Misshandlung, Hass – nicht stark genug sind, um Gottes Liebe zu uns Menschen auszulöschen. „Tiefe Wasser vermögen nicht die Liebe auszulöschen“. Damit ist Satan am Kreuz bloßgestellt worden. Er hat alles aufgefahren, alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Und doch steht am Ende Jesus wieder auf und man bemerke, was beim ersten Treffen mit den Jüngern passiert, die ihn Tags vorher im Stich gelassen und verraten hatten: Zunächst sagt Jesus „Friede euch“ – Schalom. Das war viel mehr als der Versuch, den Jüngern über den ersten Schreck hinwegzuhelfen. Es war eine Proklamation. Gottes Antwort auf die Waffen der Finsternis ist: Friede. Wiederherstellung. Dann haucht er ihnen den Geist ein. Ein für Juden deutlicher Hinweis auf die Schöpfungserzählung, wo Gott Adam mit seinem Hauch ins Leben gerufen hat. Hier entsteht eine neue Schöpfung, Gott macht alles neu.

Mir fällt eine Geschichte ein, die das Kreuz vielleicht sehr treffend beschreibt. Vor einigen Jahren hat es einen Amoklauf in einer Schule der Amish-People gegeben. Wie würde diese Gemeinschaft nun reagieren? Würde sie ebenfalls zu Waffen greifen und die Familie des Täters auslöschen? Oder würden sie sich abschotten und in eine Opferrolle begeben? Sie handelten anders. Sie gingen zunächst zur Familie des Amokschützens und sagen: „Sie haben ihren Sohn verloren, das muss schlimm für sie sein – wie können wir ihnen helfen?“. Als internationale Spenden für die Angehörigen der Opfer eingingen, nahmen die Amish-People das Geld und finanzierten damit die Schulausbildung für die Kinder des Amokschützen. Ich denke, hier haben Menschen verstanden, was es heißt, das Kreuz Jesu auf sich zu nehmen, den Weg Jesu zu gehen. Es heißt, aktiv gegen das Böse vorzugehen, mit den Waffen der Liebe und Großzügigkeit.

Was könnte eine alternative Antwort auf die Frage sein, warum Jesus sterben musste? Jesus musste sterben, weil er in Gottes Kampf gegen das Böse steht und in diesem Kampf nicht aufgeben wollte. Auch nicht, wenn es bedeuten würde, an einem Kreuz zu sterben. Er wurde gehorsam, bis zum Tod. Seinen Nachfolgern hat er damit vorgelebt, wie ernst er die Worte über Feindesliebe meinte.

Jesus ist an einem Kreuz gestorben. Das war kein Zufall. Denn das Kreuz ist die Antwort des römischen Imperiums für alle, die gegen die Ungerechtigkeit, Ausbeutung und Gewalt des römischen Reiches vorgehen wollen. Dazu habe ich hier etwas geschrieben. In Jesus wird Gott Mensch, um diese Welt zu retten. Diese Rettung beinhaltete, dass Jesus die Verhältnisse in Israel anging. Beispielsweise heilte er Kranke, solidarisierte sich mit den Verstoßenen und bekämpfte das ungerechte und ausbeuterische Opfersystem im Tempel (Tempelreinigung). Er predigte über das Reich Gottes, das haben die Römer nicht gern gehört. Die Mission Jesu, die Welt in ihrer Korruption und Verdorbenheit zu retten, war ein gefährliches Unterfangen. Die Frage war, ob Gottes Liebe größer war, als die Gewalt der Welt – oder würde Gott an einem Punkt zurückschrecken.

Ich vergleiche das einmal mit Dietrich Bonhoeffer. Er konnte vor den Nazis fliehen und war in Sicherheit. Aber er entschied sich, gegen die Nazis vorzugehen und kehrte nach Deutschland zurück. Er beteiligte sich in der Untergrundkirche und im Widerstand gegen Hitler. Er hatte die Möglichkeit, zurückzuziehen. Aber da sein Liebe zum Leben und zu den Menschen groß genug war, ging er das Risiko ein. Die Konsequenz war, dass er verhaftet und getötet wurde. In gewisser Hinsicht starb Bonhoeffer damit für die Sünden des Deutschen Volkes. <p> </p> Bonhoeffer ist meiner Ansicht nach eine gute Metapher für den Tod Jesu. Jesus starb für unsere Sünden, weil er im Kampf gegen Ungerechtigkeit nicht zurückgewichen ist. Damit ist das Kreuz der Beweis der Liebe Gottes (und nicht wirklich der Beweis, dass Gott Sünde rächt). Denn Gott hat hier bewiesen, dass er diese Welt nicht aufgegeben hat, sondern dass er sie retten will. Durch die Auferstehung ist zudem sicher, dass die Mächte der Dunkelheit keine Waffe mehr hat, die gegen Gott wirksam ist. Was will man gegen die Liebe Gottes ausrichten, die nicht einmal durch den Tod aufzuhalten ist? In diesem Sinn gab es keine andere Möglichkeit, Jesus musste seinen Weg bis zum Ende gehen, mit allen Konsequenzen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Braucht Gott Therapie?“

  1. […] einem Beitrag von Mosaik wird erklärt , dass Gott Sünde rächt […]

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