Unerkannt – ich bin der ich bin

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Im Vorfeld der neuen Serie hat es einen email-Austausch gegeben. Alan hatte die neue Grafik der Serie herumgeschickt und um ein Feedback gebeten. Dann kam eine Mail zurück, in der Adaumir sagte:

„Ich kann an der Grafik nichts erkennen… soll das so sein?“

„Wenn du das Bild in einem bestimmten Winkel ansiehst, dann ist da ein blasses Bild von Jesus…sein Gesicht und seinen Körper. Oder gehe etwas weiter weg vom Bildschirm, es ist einfacher zu sehen, wenn man weiter weg ist. Oder ist es zu schwer zu sehen?“

„Oh – ich kann Jesus sehen!“

Die Grafik ist wirklich sehr gelungen für das, was wir in der Serie erreichen wollen. Wir alle haben unsere Vorstellungen von Jesus. Genauso stehen wir alle in der Gefahr, Jesus vor unsere Agenda zu spannen und eine eigene Vorstellung vom Leben dadurch zu legitimieren, dass wir unseren Jesus einfach so basteln, wie wir ihn gerne hätten.

Jemand beschrieb seine Vorstellung von Jesus einmal so:

„Jesus ist ein Profiboxer mit einem Tattoo auf dem Bein, einem Schwert in der Hand und er ist entschlossen, jemanden bluten zu lassen. Das ist ein Typ, den ich anbeten kann. Ich kann nicht diesen Hippie, Windel, Heiligenschein-Jesus anbeten, weil ich niemanden anbeten könnte, den ich zusammenschlagen kann.“ 

Mir sind aber auch viele andere Vorstellungen von Jesus untergekommen. Manchmal war die Vorstellung von Jesus wirklich weichgespült. Er war der liebe Heiland-Jesus. Menschen mit diesem Bild haben immer irgendetwas mit kleinen süßen Schafen erzählt. Das war der Jesus der Heidi-Filme.

Wir werden in dieser Serie uns auf den Weg machen und in der Bibel forschen, um hoffentlich ein besseres Verständnis dafür zu bekommen, wer Jesus ist.

Jemand sagte einmal, dass wir mit der Zeit dem Gott ähnlicher werden, an den wir glauben – ob es diesen Gott gibt oder nicht. Da ist viel wahres dran. Das Gegenteil ist übrigens auch möglich: Lernt man einen Christen ein wenig kennen, dann wird man sehr viel über seinen Glauben an Jesus erfahren. Blickt man in das Leben, dann sind oft gar nicht so viele Worte notwendig, um ein Bild davon zu zeichnen, wer Jesus ist. Es ist wahr, dass Jesus da erlebt werden kann, wo Menschen seinen Charakter nachahmen.

Hoffentlich ist es dann so, dass es viele Aha-Effekte gibt. Natürlich muss Jesus so sein – denn so habe ich ihn ja schon längst in der Gemeinschaft erlebt. 

Aber vielleicht gibt es bei dem einen oder der anderen Momentan noch eine Diskrepanz: Ja, ich habe in der Gemeinschaft gute Dinge kennengelernt und erfahren, die ich festhalten möchte. Aber ist Gott nicht auch ganz anders? Muss nicht irgendwann die strenge und dunkle Seite angesprochen werden? Die ist doch auch biblisch?

Vielleicht wird diese Serie daher auch schwierig werden. Möglicherweise werden wir herausgefordert, bestimmte Erfahrungen der Vergangenheit neu zu hinterfragen und Platz zu schaffen dafür, dass sich dieser Jesus neu uns vorstellt.

Und hier ist eine gewisse Unschärfe geboten. Für die Juden ist der Name „Ich bin, der ich bin“ einer der zentralen Gottesnamen. Im Urtext, der ohne Vokale auskommt, wird er JHWH geschrieben. Aus Ehrfurcht sprechen die Juden diesen Namen nicht aus. Daher weiß heute eigentlich niemand so genau, wie der Gottesname ursprünglich klingen sollte.

Das ist für mich eine gute Erinnerung daran, dass dieser Gott beides ist. Er ist der in Jesus menschgewordene Gott, der sich uns gezeigt hat und der in jedem Nachfolger wohnt. Aber er ist auch immer noch der unerkannte, das Mysterium, ein Wesen jenseits unserer Wahrnehmungsfähigkeit. Beides stimmt. Interessant ist, dass in Exodus 3 Mose Schwierigkeiten hat, Gott zu benennen. Wer bist du wirklich? So fragen wir auch heute noch – und wir sollten niemals aufhören, diese Frage zu stellen.

Aber die andere Seite ist auch, dass Mose von diesem Gott ganz genau gekannt ist und beim Namen gerufen wird. Wenn wir uns auf die Suche machen, dann immer in der Gewissheit, dass wir in unserer Beschränkten Gotteserkenntnis doch ganz genau von ihm erkannt sind.

– Jason


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