Was wir mit der Bibel anfangen können #Teil 7

 

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#Erfindergeist

Was hat ein Bleistift mit einer Kassette zu tun? Das ist eine Frage, die für viele Menschenkinder jenseits der 80er kaum zu beantworten ist. Denn die Kassette gibt es nicht mehr. Früher einmal war sie eine neue Erfindung, war auf der Höhe der Zeit. Aber sie konnte mit der Entwicklung nicht mithalten und wurde von der CD, von Mp3-Playern oder von Youtube überholt und überflüssig gemacht. Wer heute noch Kassette hört, der gilt als zurückgeblieben oder bestenfalls als Nostalgiker. 

Mir scheint es so, dass viele Menschen Gott und die Kassette in eine Kategorie packen. Beides war für die Menschen früher in Ordnung, aber heute sind wir weiter. Wissenschaft, Kultur, Fortschritt oder was auch immer haben Gott überholt. Wer noch an ihm festhält, der ist zurückgeblieben, bestenfalls nostalgisch – vielleicht aber sogar gefährlich. 

Viele Kritiker des christlichen Glaubens haben sich über die Bibel lustig gemacht, indem sie Textstellen aufgeführt haben, die für unsere heutige Zeit einfach nicht mehr passen. Ein besonders gelungenes Beispiel ist ein Offener Brief an Dr. Laura Schlessinger, die in einer TV-Show sich gegen Homosexualität geäußert hat und dies mit der Bibel begründete. Daraufhin wurde sie in dem Brief um Erläuterung einiger anderer Bibelstellen gebeten: 

„Ich würde gerne meine Tochter in die Sklaverei verkaufen, wie es inExodus 21:7 erlaubt wird. Was wäre Ihrer Meinung nach heutzutage ein angemessener Preis für sie?“

Es ist nicht schwer, die Bibel als zurückgeblieben hinzustellen. Für viele Christen entsteht aber ein Problem. Denn wer eine gewisse Schulbildung hat, oder vielleicht sogar studiert, der braucht vernünftige Gründe, um am Glauben festhalten zu können, geschweige ihn anderen schmackhaft zu machen. Kann es sein, dass hier eine große Herausforderung für die Kirche liegt? 

Manche Christen setzen nun den Rotstift an: Alles was uns heute nicht mehr passt, das gilt eben als veraltet und wird für ungültig erklärt. Und so schrumpft der für diese Christen gültige Teil der Bibel immer weiter. Andere gehen nun hin und behaupten, dass unser Verstand von der Sünde gekennzeichnet ist und wir daher lieber der Bibel trauen sollten. 

Ich kann mit keiner der beiden Lösungen leben. 

Vor allem kann ich nicht mit der Vorstellung eines zurückgebliebenen Gottes leben. Gott ist nicht in der Zeit stecken geblieben, vielmehr ist er uns voraus. Gott kommt uns entgegen – und zwar aus der Zukunft. Die Schrift ist voll von Beispielen, in denen Gott in die Geschichte eingreift und die Menschheit einen Schritt weiterbringt. 

Für uns klingt es unerhört rückschrittlich, seine eigenen Kinder in die Sklaverei zu verkaufen. Warum eigentlich? Weil es rückschrittlich ist! Wir sind nicht mehr da, wir sind als Menschheit weiter. (Man frage sich aber, wer hatte seine Hände im Spiel, so dass wir diese Entwicklung gehen konnten…)

Aber für die Ohren der ersten Adressaten muss der Satz danach ebenfalls unerhört geklungen haben – unerhört revolutionär. In einer Zeit, in der Sklaven und besonders Frauen als Besitz angesehen wurden, mit dem Mann beliebig tun und lassen konnte, da sind die folgenden Verse ein deutlicher Fortschritt, sie bewegen die Gesellschaft zu mehr Menschenrechten: 

„Hat ihr Herr sie für sich genommen und sie gefällt ihm nicht, so soll er sie auslösen lassen. Er hat aber nicht Macht, sie unter ein fremdes Volk zu verkaufen, nachdem er sie verschmäht hat. Hat er sie aber für seinen Sohn bestimmt, so soll er nach dem Recht der Töchter an ihr tun. Nimmt er sich aber noch eine andere, so soll er der ersten an Nahrung, Kleidung und ehelichem Recht nichts abbrechen.“ (2.Mo 21,8ff)

Hier bekommen die Frauen die Sicherheit, nicht in ein fremdes Land verkauft zu werden, wo die Bedingungen viel schwieriger wären. Der Sklavenhalter konnte sie auch nicht einfach wegschicken (was in einer Zeit ohne Sozialsystem den Entzug der Lebensgrundlage darstellen würde), er müsste Sie „auslösen“ lassen, d.h. ein anderer Herr müsste sie erwerben und somit auch die Verantwortung für ihre Versorgung tragen. Das sind für die damalige Zeit revolutionäre Ideen.

Die Schrift ist voll von solchen göttlichen Anstößen, die eine gesellschaftliche Entwicklung in eine bessere Zukunft bewirken sollten. Denn der Gott der Bibel wirkt in dieser Welt und zieht uns in seine Zukunft. 

Das erstaunliche ist, dass Gott entschieden hat, sich dem menschlichen Tempo anzupassen. Denn menschliche oder gesellschaftliche Veränderung ist ein langsamer und zäher Prozess. Jesus hat das einmal so formuliert: 

„Ich hätte euch noch viel zu sagen, aber ihr wärt jetzt überfordert. Doch wenn der ´Helfer ` kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen.“ (Joh 16,12)

Wir sollten uns eine Frage stellen: Brauchen wir Gottes Geist heute noch? 

Mir scheint, als sei dieser Prozess, in dem Gott uns schrittweise und mit angemessenem Tempo in die Wahrheit leitet, noch längst nicht abgeschlossen.Auch heute hätte uns Gott viel zu sagen, aber wir wären überfordert. Auch heute muss Gott in diese Welt eingreifen und uns in eine bessere Zukunft führen.

Aber dafür müssen wir verstehen, dass die Heilige Schrift nicht der Endpunkt der Reise ist, sondern in die Richtung weist. Wir sollten nicht versuchen, die gesellschaftlichen Bedingungen zur Zeit der Bibel herzustellen (denn genau diese Bedingungen wollte Gott ja weiterentwickeln), sondern das Ziel anpeilen, auf das die Schrift hinweist: Gottes Zukunft. 

Unser Ziel liegt vor uns, nicht zweitausend Jahre hinter uns. Wenn wir die Bibel heute lesen, dann können wir sehen, inwiefern Gott damals die damalige Gesellschaft bewegt hat. Und so können wir lernen zu sehen, wie er heute in unserer Gesellschaft eingreift. 

Aber wir müssen neue Schritte gehen. Wir müssen heute hinhören, was Gott uns zu sagen hat. Oder um es anders auszudrücken: Gott ist nicht wie die Kassette, Gott ist der Erfindergeist. 

– Jason


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Kommentare

Eine Antwort zu „Was wir mit der Bibel anfangen können #Teil 7“

  1. […] letzter Zeit habe ich mehrere Posts über einen progressiven Ansatz erfasst, wie wir mit der Bibel umgehen können. Sörenk hat in einem Kommentar gut […]

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