Unerkannt – ich bin der ich bin #Licht

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Sukkoth.

 

Das heißt soviel wie „Hütte“. Im Herbst feiern viele Juden das gleichnamige Fest und erinnern sich dabei daran, dass Gott sie während der Wüstenreise (siehe das Buch Exodus) versorgt hatte. Bis heute wohnt man dafür die acht Festtage in draußen errichteten Hütten, das ist eine plastische Vergegenwärtigung der Wüstenreise, wo das Volk ebenfalls in Hütten wohnte. Also ziehen zum Sukkoth-Fest tausende Pilger in die Stadt Jerusalem, um diesem Fest beizuwohnen.

 

Das Fest hat aber noch einen anderen Schwerpunkt. Es geht um Wasser. Man erbittet von Gott den Regen, der die neue Saat bewässern und somit für eine gute Ernte sorgen soll. Es ist also ein buntes Fest mit Ritualen, Gottesdiensten, Predigten, Gebeten, Singen, Fasten, Wein und feiern.

 

Es läuft dabei auf den achten Tag hinaus. Dann würde begleitet von der jubelnden Menge in einer besonderen Zeremonie Wasser vom Teich Siloah geschöpft und zusammen mit Wein auf den Altar gegossen. Scho’eva. So nannte man diese Prozession.

 

Anschließend würde die Volksmenge „Hosanna, Hosanna“ rufen. „Gott, rette uns“. Ursprünglich war dieser Satz auf die Ernte bezogen, war also eine Bitte um Versorgung. Später erhielt sie aber eine politische Note: „Rette und von den Römern“. Besonders brisant ist, dass zur Zeit Jesu direkt an den Tempel eine römische Kaserne gebaut war. Kann man sich vorstellen, was das für ein Treiben gewesen sein muss?

 

Aber mitten in diese aufgeladene Stimmung mischt sich eine andere Stimme:

 

Am letzten Tag, dem größten Tag des Festes, trat Jesus ´vor die Menge` und rief: »Wer Durst hat, soll zu mir kommen und trinken! Wenn jemand an mich glaubt, werden aus seinem Inneren, wie es in der Schrift heißt, Ströme von lebendigem Wasser fließen.«  Er sagte das im Hinblick auf den ´Heiligen` Geist, den die empfangen sollten, die an Jesus glaubten. Der Geist war zu jenem Zeitpunkt noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht in seiner Herrlichkeit offenbart worden war.

– Joh 7,37

 

Interessant. Es scheint, als wolle Jesus sagen, dass in diesem ganzen Treiben das Wesentliche abhanden gekommen ist. In diesem Fest ging es die ganze Zeit um Wasser. Aber lebendiges Wasser, das würde es nicht in einer Gießkanne auf einem Altar geben.

 

Dieses Fest war außerdem eins von zwei Festen, von denen wir heute wissen, dass besondere Leuchter angezündet wurden. Diese Lichter standen auf ca. 25m hohen Säulen und erhellten die gesamte Festlichkeit.

 

Laut jüdischer Überlieferung war das aber nicht immer so. Das erste Laubhüttenfest soll im Lichte der Schechina gefeiert worden sein. Das war eine Feuersäule, in der sich Gott selbst zeigte. Allerdings berichten die prophetischen Schriften davon, dass Gottes Volk sich von ihm abgewendet hatte, so dass später auch die Schechina nicht mehr da war. Ein Fest im Dunkeln. 

 

Daher hatte man bei dem Wiederaufbau des Tempels diese riesigen Leuchter angebracht, sie sollten die Schechina symbolisch ersetzen.

 

Interessant.

 

Und wieder wurde eine Stimme im Festgetreibe vernommen: Ein anderes Mal, als Jesus zu den Leuten sprach, sagte er: »Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben.« Joh 8,12

 

Das Wesentliche ist verloren gegangen. Und Jesus macht darauf aufmerksam.

 

Wofür stehen Licht uns Wasser?

 

Wasser ist die Grundvoraussetzung für Leben. Ohne Wasser kein Leben. Wasser ist die Abhängigkeit des Menschen von der Quelle des Lebens. Wasser ist Gottes lebensspendende Kraft.

 

Und Licht begegnet uns auf der ersten Seite der Bibel. Dort spricht Gott in das Tohuwabohu, in das Chaos, und schafft daraus etwas Neues. Licht ist Gottes Kreativität, die aus Chaos Schönheit hervorbringt.

 

Aber manchmal gehen diese Dinge verloren. So manche menschliche Einrichtung oder Organisation entstand aus einer noblen Idee und mit gutem Anliegen. Aber leider geht dieser Anfangsgeist verloren.

 

Aber was passiert, wenn Licht und Wasser verloren gehen? Wie geht ein religiöses System damit um, wenn die schöpferische lebensspendende Gottesnähe verloren geht? Wie kann es dann zu Veränderung kommen? Wie entsteht Neues und Schönes?

 

Vielleicht gar nicht.

 

Vielleicht versucht man dann eher den Status Quo zu erhalten. Und alle kritischen Stimmen zum schweigen zu bringen.

 

Notfalls mit Gewalt.

 

Davon handelt der Anfang des achten Kapitels. Diese Episode handelt immer noch von demselben Besuch Jesu auf dem Jerusalemer Laubhüttenfest, wo Jesus bereits den Finger in die Wunde gelegt hatte.

 

Jetzt will man ihn loswerden. Also stellt man ihm eine Falle. In der Nacht sind zwei feiernde Pilger offensichtlich in der falschen Hütte gelandet. Also zerrt man die Frau zu Jesus und fordert, dass er die nach mosaischem Gesetz fällige Todesstrafe für Ehebruch ausführt. Plötzlich stehen Jesus und diese Frau in der Mitte. Die Männer haben Steine in der Hand, mit denen soll diese Frau eingedeckt werden. Das ist die Antwort eines religiösen Systems auf Querulanten, Disqualifizierte und Unruhestifter: Steine.

 

Jesus kann hier nur verlieren. Führt er dieses Gebot aus, dann würde er Selbstjustiz üben, denn nur die römische Besatzungsmacht darf solch ein Urteil sprechen und ausführen. Die Römer würden Jesus in diesem Fall aus dem Weg schaffen. Lehnt Jesus es ab, das Urteil zu vollstrecken, dann ist öffentlich bewiesen, dass Jesus sich nicht an das Gesetz hält, was ihn seine Glaubwürdigkeit kosten würde. Was würde Jesus tun?

 

Er bückt sich und schreibt in den Staub.

 

Man redet weiter auf ihn ein.

 

Er bückt sich erneut und schreibt wieder in den Staub.

 

Wer sich in den jüdischen Schriften gut ausgekannt hat (das wird auf die Schriftgelehrten, die Jesus anklagen wollten, zutreffen) wird hier an Jeremia 17,13 erinnert werden. Das ist das einzige Mal in der Bibel, dass vom Schreiben in den Staub die Rede ist:

 

„Herr, du bist die Hoffnung Israels! Wer sich von dir löst, wird scheitern, und wer von dir abfällt, dessen Name wird wie in den Staub geschrieben sein und schnell vergehen. Denn er hat den Herrn verlassen, die Quelle des lebendigen Wassers.“

 

Wieder geht es um Wasser. Wieder darum, dass das Wesentliche verloren gegangen ist. Wieder geht es darum, dass Menschen sich von Gott lösen. Diese Menschen würden sein, wie ein Name in Staub geschrieben. Was sie tun wird keinen bleibenden Wert haben. Jesus wird also die Namen der umstehenden Menschen aufgeschrieben haben. Ein Wink mit dem Zaunpfahl. Aber sie haben noch nicht verstanden…

 

Also sagt er den berühmten Satz: Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Da sich niemand die Blöße geben will, gehen alle fort. Zurück bleibt Jesus mit der Frau.

 

Aber warum wirft Jesus eigentlich keinen Stein?

 

Weil es bei Jesus Wasser und Licht gibt. Bei ihm gibt es lebensschaffende und schöpferische Kraft. Gott hat sich entschieden, diese Welt neuzuschaffen und dazu eben keine Steine zu benutzen. Die Mittel, mit denen Gott diese Welt umgestaltet, sind die der (Feindes)liebe, Vergebung, Gnade und Barmherzigkeit.

 

Wir können Gott da erkennen, wo Menschen ihre Steine fallen lassen und sich mit denen solidarisieren, um die andere einen Kreis ziehen.

– Jason


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