Uli Marienfeld hat eine Menge richtig gemacht #teammarienfeld

Was eine Woche! Als vorige Woche Donnerstag bekannt wurde, dass Uli Marienfeld als Direktor des Freien Christlichen Gymnasiums abgesetzt wurde, war das ein riesiger Schock. Die Verantwortlichen haben über die Gründe nur Andeutungen verlauten lassen und hier ist nicht der richtige Ort, dieses Gespräch aufzunehmen. Die Reaktionen seitens der Schüler, Eltern und Lehrer haben für Aufsehen erregt, die lokalen Medien berichteten über den Sitzstreik, die T-Shirt Aktion und die Social Media Kampagne. Tausende Post-its wurden im Schulgebäude platziert und der Hashtag #teammarienfeld so verbreitet. Sicherlich hatte das auch einen Einfluss darauf, dass die Elternschaft sich geschlossen hinter Marienfeld stellte.

Aber wo hat man das schon einmal gehört, dass eine Schule sich für den eigenen Direktor einsetzt? Wenn ich selber davon erzähle, dass ich Lehrer bin, folgt in der Regel immer dasselbe Spiel: Menschen erzählen mir Geschichten darüber, welche negativen Erfahrungen sie mit Schule gemacht haben. Was letzte Woche am Freien Christlichen Gymnasium passiert ist, spricht eine andere Sprache. Ich kann mir keine bessere Werbung für eine Schule vorstellen, als Schüler, die ihren Direktor wiederhaben wollen und einen derartigen Rubel veranstalten, dass der Vorstand schließlich seine Meinung änderte. Denn eins steht fest, gestern Abend wurde Uli Marienfeld wieder als Direktor eingesetzt.

Offensichtlich hat Uli Marienfeld viele Dinge richtig gemacht, wenn er solch eine Unterstützung bekommen hat. Aber was hat er anders gemacht?

Ich selber bin nicht an Ulis Schule angestellt, arbeite aber an einer Schule desselben Trägers. Da ich privat mit Uli befreundet bin, habe ich aber dennoch einige Beobachtungen gemacht, die seinen Leitungsstil ausmachen. Wenn ich mit Mitarbeitern von Uli rede, dann höre ich immer Sätze wie: „Im Zweifelsfall würde der Uli sich für mich einsetzen“. Die Mitarbeiter haben hier das Gefühl, dass ihr Leiter seine Position und Ressourcen dafür einsetzt, eine sichere Umgebung zu schaffen. Auch Simon Sinek spricht davon, dass großartige Leiter es schaffen, ihren Mitarbeitern ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Sinek spricht davon, dass großartige Leiter einen Werteraum schaffen, der die Mitarbeiter vor externen Gefahren schützt. Bewegen sich Mitarbeiter in diesem Raum, dann können sie sicher sein, dass der Leiter sich zuallererst für ihr Wohlergehen einsetzt. Entsprechend vertrauen Mitarbeiter dieser Art von Leiter und setzen ihre Energie nicht dafür ein, sich selber zu schützen. Sinek sagt, dass die Hauptaufgabe von Leitern ist, solch einen Raum zu schaffen.

Als Lehrer steht man ja unter dem Generalverdacht, einen sicheren Job zu haben. Das mag für staatliche Schulen zutreffen, bei privaten Schulen stimmt das allerdings nicht uneingeschränkt. Es macht aber einen großen Unterschied, ob man seine Sicherheit lediglich durch seinen Arbeitsvertrag bezieht, oder ob man Sicherheit durch Vertrauen in die Führungspersönlichkeit gewinnt. Letzteres führt dazu, dass Mitarbeiter ihre Energie dazu einsetzen können, das Unternehmen nach vorne zu bringen. Das Gegenteil wäre, wenn Leiter Mitarbeiter über die Klinge springen lassen (oder schlimmer: Mitarbeiter persönlich abschießen), um die eigene Position zu sichern. Gute Leiter opfern die Zahlen um der Menschen willen, nicht anders herum.

Ich habe eine Menge Geschichten mitbekommen, in denen genau das an Ulis Schule passiert ist. Viele seiner Mitarbeiter haben durch sein unermüdliches Engagement, durch freche Telefonate bei unterschiedlichen Stiftungen, durch hartnäckigem Anklopfen bei Regierungsbehörden, usw. ihren Job an seiner Schule behalten. So etwas spricht sich herum. Und wer Uli kennt, der weiß, dass er unheimlich viel Wert auf Beziehung legt. Er trifft sich andauernd mit Mitarbeitern und trinkt mit ihnen einen Kaffee. Und was ist das Resultat? Man dankt es ihm. Daraus entsteht besonderes Engagement, denn man weiß: „Dasselbe hätte er auch für ich gemacht“.

Nebenbei: Diese Art von Leiterschaft hat absolut nichts mit Positionen zu tun. So leiten kann jeder von jeder Position aus.

– Jason


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