#Fachchinesisch #Auferstehung

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Einmal diskutierten einige Theologen mit Jesus, die zu den Sadduzäern gehörten. Der Text wird eingeleitet mit den Worten: „Da traten die Sadduzäer zu ihm, die lehren, es gebe keine Auferstehung“ (Mk 12, 18). Da zuckt der fromme Leser reflexartig zusammen, gab es schon damals liberale Theologen? Dabei ist das Gegenteil der Fall, die Sadduzäer waren auffallend konservativ, gerade deswegen lehnten sie den Glauben an eine Auferstehung ab. Sie hielten an der Thora, also den fünf Büchern Mose, als Gottes Wort fest, alle späteren Schriften der jüdischen Bibel lehnten sie ab. Da in der Thora nichts von Auferstehung steht, glaubten sie auch nicht dran.

Es ist spannend zu sehen, wie sich die jüdische Theologie konsequent von in der damaligen orientalischen Kultur üblichen Jenseitsvorstellungen, die immer auch mit Totenkulten in Verbindung standen, fern gehalten hat. Neben Gott wurden keine „Ahnen“ zugelassen, die durch den Totenkult kontaktiert werden könnten. Während nämlich umliegende Völker und besonders auch die verschiedenen Besetzungsmächte teils phantastische Vorstellungen vom Leben nach dem Tod entwickelt hatten, so glaubte man in Israel, dass Menschen nach dem Tod in die Sch’eol gingen. Die Sch’eol, das war ein Totenreich, indem Menschen ein Schattendasein fristeten. Ohne Bewusstsein, ohne Nachdenken und ohne Gottesbeziehung. Denn Jahwe war der Gott der Lebenden, im Totenreich hat er keinen Einfluss. Die Toten sind von der Hand Gottes abgeschnitten und Gott gedenkt ihrer nicht mehr (Psalm 88,6). Während also die meisten Kulturen an ein Leben nach dem Tod glaubten, so gab es im alten Israel so etwas lange nicht.

Erst mit der Weisheitsliteratur fangen die biblischen Autoren schrittweise an, Gott als den zu erkennen, der auch den Tod überwinden kann. Gott kann nicht nur aus Todesgefahr retten, er kann auch aus dem Totenreich retten, aus der Gewalt des Todes. Damit war die Hoffnung geboren, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Diese Hoffnung kommt in verschiedenen anderen Psalmen und Texten zum Ausdruck:

„Jahwe, du hast meine Seele aus dem Totenreich heraufgebracht, mich zum Leben zurückgerufen“ (Psalm 30,4)

„Jahwe tötet und macht lebendig, er stößt in die Grube und führt herauf“ (1.Sam 2,6)

Die spektakulärste Stelle ist aber sicher die Vision von Hesekiel, in der er die Hoffnung Israels auf einen Neubeginn nach dem babylonischen Exil bildhaft sieht. In der Vision wird er von Gott auf ein Schlachtfeld geführt, auf dem haufenweise bereits verweste Totengebeine liegen. Gott stellt Hesekiel daraufhin eine bemerkenswerte Frage: „Du Mensch, können diese Knochen wieder zu lebenden Menschen werden?“ Das Bemerkenswerte ist, dass hier eine Vorstellung zugrunde liegt, die streng genommen immer noch nicht viel mit einem Leben nach dem Tod zu tun hat. Es geht nicht darum, dass Menschen nach dem Tod in irgendwelchen geistlichen Dimensionen fern von dieser Welt weiterleben. Es geht darum, dass was hier in dieser Welt tot ist, wieder zum Leben kommt. Totes soll neugeschaffen werden. So geht der Text weiter:

So spricht Gott, der Herr, zu diesen Gebeinen: Seht, ich will Odem in euch kommen lassen, daß ihr lebendig werdet! Ich will euch Sehnen geben und Fleisch über euch wachsen lassen und euch mit Haut überziehen und Odem in euch geben, daß ihr lebendig werdet; und ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin!  Da weissagte ich, wie mir befohlen war, und als ich weissagte, entstand ein Geräusch, und siehe, eine Erschütterung, und die Gebeine rückten zusammen, ein Knochen zum anderen. Und ich schaute, und siehe, sie bekamen Sehnen, und es wuchs Fleisch an ihnen; und es zog sich Haut darüber; aber es war noch kein Odem in ihnen.  Da sprach er zu mir: Richte eine Weissagung an den Odem; weissage, Menschensohn, und sprich zum Odem: So spricht Gott, der Herr: Odem, komme von den vier Windrichtungen und hauche diese Getöteten an, daß sie lebendig werden!  So weissagte ich, wie er mir befohlen hatte. Da kam der Odem in sie, und sie wurden lebendig und stellten sich auf ihre Füße — ein sehr, sehr großes Heer. Und er sprach zu mir: Menschensohn, diese Gebeine sind das ganze Haus Israel. Siehe, sie sprechen: »Unsere Gebeine sind verdorrt, und unsere Hoffnung ist verloren; es ist aus mit uns!« Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht Gott, der Herr: Siehe, ich will eure Gräber öffnen und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufbringen, und ich will euch wieder in das Land Israel bringen; und ihr sollt erkennen, daß ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufbringen werde. Und ich werde meinen Geist6 in euch legen, und ihr sollt leben; und ich werde euch wieder in euer Land bringen; und ihr werdet erkennen, daß ich der Herr bin. Ich habe es gesagt und werde es auch tun! spricht der Herr. – Hesekiel 37

Das hat weitreichende Konsequenzen für das Leben hier und heute. Wenn es im Christentum um Auferstehung geht, nicht um eine postmortale Evakuierung an einen besseren Ort, dann hat Gott diese Welt nicht aufgegeben. Diese Welt wird sich selber nicht retten können, aber die Botschaft von Jesus ist, dass Gott sie retten wird. Gott schafft diese Welt neu, das ist Auferstehung. Da wo wir heute Tod sehen und erleben, da wird Gott neues Leben schaffen. Und diese Neuschöpfung bricht bereits jetzt in diese Welt hinein. Deswegen ist Jesus vor Zweitausend Jahren auferstanden.

Nebenbei, ich bin sehr skeptisch, wenn versucht wird, die Auferstehung historisch zu „beweisen“. Wenn man Argumente für dieses Ereignis heranführt und anhand von historischen Quellen zu belegen versucht, dass damals ein Grab leer war und ein Leichnam zum Leben zurück gekommen war – dann ist vermutlich etwas faul. Niemand kann dieses Ereignis historisch beweisen. Die ersten Christen haben auch niemals versucht, dieses Ereignis zu beweisen. Vielmehr haben sie untereinander bereits Auferstehung erlebt: Sie waren Zeugen und Mitgestalter von Gottes Neuschöpfungsaktivität. Es gibt nichts überzeugenderes und inspirierenderes, als wenn man dabei ist, wie Auferstehung passiert, im Hier und Jetzt. Das hat Jesus den Sadduzäern auch gesagt: „Euer Problem ist, dass ihr Gottes Kraft nicht kennt.“ Denn wenn man diese Kraft kennt, dann verändert sich alles.

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Kommentare

3 Antworten zu „#Fachchinesisch #Auferstehung“

  1. Avatar von Ismael Kluever

    Gar nicht so einfach, darüber zu reden.
    Und wenn man – bauz padauz – gefragt wird?
    Mein Erlebnis dazu hier: http://glaubenstexturen.wordpress.com/2012/04/23/auferstehung-ein-brief-an-eine-teenagerin/

  2. […] via#Fachchinesisch #Auferstehung | wirsindmosaikde. […]

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